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Land- und Forstwirtschaft

Bei der Entwicklung und Auswahl von klimaschonenden und nachhaltigen Kraftstoffalternativen für Fahrzeuge in der Land- und Forstwirtschaft sind technische und ökonomische, aber auch ökologische und ethische Aspekte zu berücksichtigen.

Während für Fahrzeuge, die ausschließlich auf dem Hofgelände bzw. hofnah eingesetzt und wiederkehrend nur für kurze Zeit genutzt werden, auch batterieelektrische Antriebe in Frage kommen, sind letztere für Zugmaschinen mit großer Leistung und für Erntemaschinen keine Option. Akkugewicht und Ladeintervalle schränken diese Option stark ein bzw. sprechen dagegen.

Erntemaschinen wie Mähdrescher, Feldhäcksler, Kartoffel- und Rübenroder und sonstige Spezialerntemaschinen sind oft nur wenige Wochen im Jahr im Einsatz, dann aber oft durchgehend 10 und mehr Stunden am Tag. Die Fahrzeuge fahren zum Auftanken nicht an eine Tankstelle, sie werden auf dem Acker aus mobilen Tankfahrzeugen aufgetankt, um bestmögliche Einsatzzeiten zu erreichen.

Diese Fahrzeuge und Erntemaschinen sind mit Dieselmotoren ausgerüstet. Es liegt daher nahe, als erneuerbare Kraftstoffe Biodiesel und künftig ggf. HVO einzusetzen. Rapsölkraftstoff kommt für pflanzenöltaugliche Dieselmotoren in Betracht. Daneben können Bioethanol für Ottomotoren und Biomethan für Gasmotoren eine Option bieten.

Biokraftstoffe werden aus Nachwachsenden Rohstoffen oder aus Biomasse, die als Abfälle oder Reststoffe anfallen, hergestellt. Biokraftstoffe können die fossilen Kraftstoffe Diesel, Benzin und Erdgas anteilig in Mischungen oder ganz als Reinkraftstoff ersetzen.

Die Rohstoffbasis für Biokraftstoffe ist sehr vielfältig und oft lokal verfügbar. Eine Umwandlung von Biomasse-Roh- und Reststoffen zu Biokraftstoffen kann in lokalen Wertschöpfungsketten in vergleichsweise kleinen Anlagen erfolgen oder - wie bei der Herstellung von HVO - in industriellen Großanlagen der Mineralölindustrie.

Sofern Biokraftstoffe in Reinform eingesetzt oder in höheren Beimischungsanteilen fossilen Kraftstoffen beigemischt werden sind ggf. spezielle Motoren bzw. an die Kraftstoffeigenschaften angepasste Motorsysteme bzw. Motorsteuerungen erforderlich.

Mit der Nutzung von Biokraftstoffen kann eine höhere Resilienz und Unabhängigkeit von Mineralölimporten erreicht werden. Neben dem Beitrag zur Einsparung von klimaschädlichen Treibhausgasen sind Biokraftstoffe bzw. Bio-Öle aufgrund ihrer besseren Abbaubarkeit im Havariefall weniger bedenklich für die Umwelt.

Ob und in welchem Umfang Biokraftstoffe in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt werden, hängt maßgeblich von den politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen ab. Auch die Preisentwicklung für fossile Kraftstoffen sowie allgemein auch die gesellschaftliche Akzeptanz sind relevante Einflussfaktoren.

Forschung und Entwicklung zu erneuerbaren Kraftstoffen in der Landwirtschaft betreibt das Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe mit Sitz in Straubing, Bayern: https://www.tfz.bayern.de/biokraftstoffe/index.php

Multi Fuel Traktor für den Einsatz von Biokraftstoffen in der Landwirtschaft
Multi Fuel Traktor für den Einsatz von Biokraftstoffen in der Landwirtschaft (Quelle: TFZ Straubing/Dr. Remmele)