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FNR: Seit 25 Jahren im Dienst der Bioökonomie

Der Projektträger des BMEL für nachwachsende Rohstoffe feiert Geburtstag

Seit einem viertel Jahrhundert begleitet die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) das politische Zukunftskonzept einer stärker biobasierten Wirtschaft. Als Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) betreut sie seit 1993 das Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe. Seitdem hat die FNR im Auftrag des BMEL mehr als dreitausend Projekte unterstützt.

„Dass Erdöl, der Lebenssaft der Weltwirtschaft, plötzlich sehr teuer und knapp werden kann, diese Erfahrung aus den beiden Ölkrisen der 1970er Jahre lag zur FNR-Gründung noch nicht so lange zurück. Gleichzeitig gab es die Überproduktion in der Landwirtschaft“, erinnert sich Geschäftsführer Andreas Schütte an die Rahmenbedingungen zum Start. „Nachwachsende Rohstoffe galten als Hoffnungsträger, um beide Probleme zu lösen – sie sollten zu einer Rohstoffalternative werden und ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein für die Landwirte bilden.“ Diese Pläne sind überwiegend aufgegangen: Kultivierten die Landwirte hierzulande 1994 noch 380.000 Hektar Industrie- und Energiepflanzen, so sind es derzeit konstant rd. 2,6 Mio. Hektar, was 22 Prozent der gesamten Ackerfläche entspricht. Vor allem mit dem Anbau von Biomasse zur Erzeugung erneuerbarer Energie erwirtschaften die Bauern einen wachsenden Teil ihres Einkommens. Auch Forstwirte profitierten von einer steigenden Brennholznutzung. Heute ist Bioenergie mit rund 8.700 Biogasanlagen, mehr als 2.000 Holzheizwerken und Holzheizkraftwerken und einem Biokraftstoff-Anteil am Verkehr von 4,7 Prozent der mengenmäßig wichtigste Pfeiler der Energiewende. Über ein Drittel aller CO2-Einsparungen durch Erneuerbare ging 2017 auf ihr Konto. Das BMEL trug mit seiner Projektförderung über die FNR maßgeblich dazu bei. So wurden in Forschungs- und Entwicklungsvorhaben die Grundlagen für eine effiziente Biogasproduktion gelegt, Innovationen wie die Aufbereitung von Biogas zu Methan begleitet, emissionsarme Holzheizungen entwickelt und die Biokraftstoffnutzung technologisch verbessert. Besonders wichtig war es zudem, die Zertifizierungssysteme für den Nachhaltigkeitsnachweis der Biokraftstoffe voranzubringen. Auch die Unterstützung von Bioenergie-Modellregionen oder eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit ebneten der Bioenergienutzung den Weg. Schließlich leistete die FNR einen Beitrag zur Anbauvielfalt, indem sie sich für alternative Energiepflanzen wie die Durchwachsene Silphie stark machte. Diese bienenfreundliche Biogaskultur wächst heute immerhin schon auf rund 3.000 Hektar, Tendenz steigend.

Der Blick nach vorn zeigt, dass auf dem Weg zu treibhausgasarmen Energieträgern weitere wichtige Zukunftsfragen zu bearbeiten sind. Mit dem Auslaufen der auf 20 Jahre angelegten Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz stehen viele Bioenergieanlagen demnächst vor einer ungewissen Zukunft. Auch die Perspektiven für Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse - die zurzeit einzige wirtschaftlich bedeutende und schnell umsetzbare Option zur Einsparung von Klimagasen im Verkehr - bleiben nach aktuellen Plänen der EU vage. Das BMEL und damit auch die FNR setzen sich in der Projektförderung deshalb vermehrt dafür ein, sinnvolle Zukunftsperspektiven für die Bioenergie zu erhalten und zu entwickeln. Gerade ihre Potenziale in den Bereichen bedarfsgerechte Stromerzeugung und Netzstabilisierung, Nährstoffmanagement, Wasser- und Bodenschutz, Biodiversität in Kombination mit regionalen Wertschöpfungsketten in ländlichen Gebieten sprechen dafür, der Bioenergie auch künftig einen wichtigen Platz bei der Energiewende einzuräumen.

Auch im stofflichen Bereich ist in den vergangenen 25 Jahren viel passiert. In der Praxis etabliert haben sich zum Beispiel naturfaserverstärkte Kunststoffe für Pkw – in fast jedem Fahrzeug sind diese Werkstoffe heute verbaut. Auch die inzwischen über 200 Bioschmierstoffprodukte auf dem Markt, biobasierte Tenside in rund der Hälfte aller Wasch- und Reinigungsmittel oder biobasierte Verpackungen im Sortiment großer Lebensmittelhersteller zeigen, dass nachwachsende Rohstoffe  mehr und mehr auf dem Markt Fuß fassen. Dies gilt auch für den modernen Holzbau. Nicht länger nur dem Ein- und Zweifamilienhaus-Sektor vorbehalten, erobert er zunehmend städtische Räume. Er bietet nicht nur technische Vorteile und eine besondere Ästhetik, sondern auch eine Antwort auf die Frage, wie sich der Klimaschutz beim aktuellen Bauboom berücksichtigen lässt.

Forst und Holz – diese Themen werden künftig eine wachsende Bedeutung bei der FNR haben. Denn ab 2019 nimmt das neue Kompetenz- und Informationszentrum Wald und Holz (KIWUH) des BMEL unter dem Dach der FNR seine Arbeit auf. Die Gründung eines solchen Zentrums war im Koalitionsvertrag angekündigt worden. Das KIWUH soll Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten insbesondere des Landwirtschaftsministeriums  zum Thema bündeln und für die Fach- und Verbraucherinformation zuständig sein.

Bei aller Dynamik in der stofflichen Nutzung von Biomasse benötigt der Wandel Zeit. So bereitet sich die chemische Industrie zwar bereits intensiv auf die Zeit des schwindenden Erdöls vor, wie die über die Jahre deutlich gestiegene Zahl an Forschungsprojekten verdeutlicht. Doch aufgrund momentan noch vergleichsweise niedriger Ölpreise findet der Wechsel in der Praxis oftmals noch zögerlich statt. Mitunter bieten die neu entwickelten biobasierten Verfahren aber so große Vorteile, dass die Unternehmen sie schon jetzt kommerziell nutzen. Das gilt insbesondere im biotechnologischen Bereich bei der Erzeugung hochpreisiger Spezialprodukte, beispielsweise von Fettsäureestern und Zuckertensiden.

Insgesamt haben die heute rund 90 FNR-Mitarbeiter im Auftrag des BMEL seit 1993 mehr als 3.650 Projekte von der Gemeinde Gülzow-Prüzen in Mecklenburg-Vorpommern aus im Rahmen des Förderprogramms Nachwachsende Rohstoffe betreut. Übergeordnetes Ziel aller Projekte war es, moderne, nachhaltige und effiziente Verfahren, Materialien und Produkte zu entwickeln oder Grundlagenforschung und Öffentlichkeitsarbeit in diesem Bereich zu unterstützen. Die hohe Projektzahl spiegelt dabei die große Vielfalt der möglichen Nutzungen von Biomasse wider. Ergänzend zum Förderprogramm betreut die FNR im Auftrag des BMEL seit 2011 auch Bioenergie-Förderschwerpunkte, für die Mittel aus dem Energie- und Klimafonds (EKF) der Bundesregierung bereitstehen.

„Die zurzeit stabile Versorgung mit Öl und Erdgas ändert nichts daran, dass fossile Ressourcen endlich sind und das Klima belasten. Wir machen uns deshalb schon jetzt auf den Weg in die post-fossile Zukunft. Dafür steht die FNR auch weiterhin. Wir zeigen auf der Forschungsebene viele tragfähige Lösungen auf, treiben die Markteinführung im stofflichen Bereich noch schneller voran und wollen die bereits praxiseingeführte Bioenergie so verstetigen, dass ihre Stärken künftig noch besser zum Tragen kommen“, resümiert Dr. Schütte.

Pressekontakt:

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Nicole Paul
Tel.: +49 3843 6930-142
Mail: n.paul(bei)fnr.de

PM 2018-58